Prototyping

TUN ist die beste Art zu lernen:
Wie du mit deinen Ideen einfach loslegen kannst.

Das Problematische an großen Visionen und eine Alternative für Nichtvisionäre

Ja, wir brauchen Visionen! Wir brauchen als Gesellschaft positive Bilder und Vorbilder, wie in unserer Welt das „Gute Leben für alle“ gelingen kann.

Und auch persönlich: wenn du eine Vision für unser Leben gefunden hast, dann hat das Kraft. Viele Erfolgstrainer sagen, dass eine starke und klare Vision wie ein Gummiband wirken kann, das uns förmlich in eine erfolgreiche Manifestierung zieht.

ABER – ich meine „UND“ (sorry liebe Erfolgstrainer):

Visionen haben auch etwas Problematisches.

Wenn die Vision zu groß für dich ist, einfach zu weit weg von deiner gelebten Erfahrung, zu „luftig“ … dann kann sie dich auch blockieren. Kann sie auch dazu führen, dass sich gar nichts bewegt und du hängen bleibst im Traum. Oder du zusammenbrichst im „Halten des Spannungsbogens“ zwischen Traum und Manifestierung.

Wie komme ich zu dieser Aussage? Und was ist die Alternative zu großen Visionen?

Im ersten LERNgang Pioneers of Change haben wir unsere TeilnehmerInnen sehr stark unterstützt, eine starke Vision zu entwickeln. Sie sollte so greifbar sein, dass sie darin „herumspazieren können“. Die Bilderlandschaft ist aufgeblüht: der „Schul- und Ideengarten“ mitten in Wien, das große Zentrum für Gewaltfreie Kommunikation, der neuartige Windrotor-Schiffsantrieb, das Zentrum für neue soziale Bewegungen. Schöne Visionen.

Und doch hat sich wenig „getan“. Vieles ist in der Vorstellung und auf Papier geblieben. Viele bauten ihre Visionsgebäude in solch luftige Höhen, dass ihr „inneres Gummiband“ nicht lang genug war. Selbstzweifel und Perfektionsansprüche bieten ja unglaublich gute Gründe, das Zur-Tat-Schreiten hinauszuzögern oder gänzlich zu blockieren.

Dann haben wir „Prototyping“ entdeckt.

Prototyping bedeutet ein experimentierfreudiges Schritt-für-Schritt-Vorgehen im konkreten TUN. Du erschaffst eine „Versuchsanordnung“, um deine Idee im Tun zu erforschen. Ausprobieren. Fehler machen. Kleine Erfolge feiern.

Wir haben Prototyping dann in unser Ausbildungs-Konzept integriert. Und damit auch eine sinnvolle Vorgangsweise für Menschen gefunden, die sich nicht gerade als Visionär*innen bezeichnen würden.

Anstatt nur darüber nachzudenken erlebst du dich beim Prototyping in deiner neuen Rolle – vielleicht das erste Mal. Du organisierst zum Beispiel ein kleines Seminar im Wohnzimmer mit Freunden, um klarer zu werden, ob du wirklich ein Seminarzentrum aufbauen willst. Du nähst ein paar erste Stücke, um die Idee für das Modelabel zu testen. Du machst eine erste Verkostung, bevor Du Dich wie Marlene mit Käseworkshops selbständig machst.

Prototypen sind Landebahnen für die Zukunft und ermöglichen ein Erkunden der Zukunft im praktischen Tun.
Klaus-Otto Scharmer, Begründer U-Theorie

Früh scheitern – um schnell zu lernen

Beim Prototyping wagst du dich heraus aus der Komfortzone und lädst die Möglichkeit zu scheitern aktiv ein. Das ist meist echt nicht angenehm, aber lehrreich. In der Reflexion kannst du nachschärfen, welche Aspekte du weiterverfolgen willst.

„The proof of the pudding is in the eating“.

Beim Prototyping lernst du genau, was die Zielgruppe deiner Idee eigentlich braucht und will, du merkst unmittelbar, was genau ankommt und was verbessert werden muss. Da kannst du noch so lange nachdenken oder recherchieren, Prototyping bringt dir echte Erfahrung.

Prototyping ermöglicht dir kleine Erfolge: Du wirst selbst sicherer und verkörperst immer mehr die Erfahrung. Dadurch wirst du anziehend – für Teammitglieder, Unterstützer*innen, Kund*innen …

Lean Start-Up

Wenn du mit Ideen loslegen willst oder ein Unternehmen / eine Selbständigkeit aufbauen willst, dann besorg dir das Buch „Lean Start-Up“, dort kannst du dir einen systematisierten Ansatz für Prototyping anschauen und erfolgskritische Annahmen für deine Idee gezielt testen.

TUN ist die effektivste Form des Lernens.
Joschi Sedlak, Master of Transformation

Und du?

Hast du eine Idee, die du verfolgen willst? Vielleicht ist sie noch vage, vielleicht fühlst du dich blockiert? Wie wagst Du Dich raus aus deiner Komfort- in deine Wachstumszone?

Über das Tun kannst du auch zu einem Wollen kommen. Über das Tun kannst du viel besser herausfinden als über Nachdenken, was du im Herzen wirklich wirklich willst. Wer du eigentlich bist in diesem Leben.

Du kannst klein beginnen.

Vielleicht weißt du intuitiv, was ein Prototyp für deine Idee sein könnte. Vielleicht musst du nachdenken, mit Freund*innen reden, dich coachen lassen.

Vielleicht organisierst du ein Theaterstück im öffentlichen Raum, fährst in ein Flüchtlingslager oder baust ein Kompostklo.

Vielleicht hast du es schon lange vor dir hergeschoben. Dann fordert dich das Leben hiermit jetzt auf, es endlich zu TUN!

Achtung: Prototyping braucht einen geschützten Rahmen.

Innovative Ideen sind wie kleine Pflänzchen – am besten wachsen sie in geschützter Atmosphäre. Damit du beim Prototyping nicht in der Panikzone landest, lade dir „friendly customers“ ein – du brauchst nicht gleich die skeptischsten Menschen zu überzeugen…

Baue dir eine Gemeinschaft von unterstützenden Menschen auf. Gleichgesinnte, die dir Verständnis entgegenbringen, sanft mit dir sind und dir auch einen liebevollen Tritt geben können, wenn die Beharrungskräfte zu groß werden.

 

Wie könnte dein Prototyping ausschauen?

Wenn du es hier teilst, inspirierst du damit auch andere. Ich bin neugierig!

Martin Kirchner ist Mitgründer der Pioneers of Change in Österreich